Erstmals über 50 Prozent Ökostrom beim Stromverbrauch
Der Stromverbrauch ist in Deutschland in der ersten Jahreshälfte zurückgegangen. Weil gleichzeitig mehr Ökostrom produziert wurde, stieg der Anteil an erneuerbaren Energien beim Stromverbrauch auf einen neuen Rekordwert an, berichtet der BDEW.

Die Corona-Krise hat den Stromverbrauch in Deutschland kräftig sinken lassen. Im ersten Halbjahr 2020 wurden 272 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht, gut 16 Milliarden Kilowattstunden weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres, wie aus vorläufigen Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervorgeht. Das ist ein Rückgang um 5,7 Prozent.
Der Rückgang sei vor allem eine Folge der schwachen Wirtschaftslage und dem damit verbundenen geringeren Strombedarf der Industrie, heißt es in der BDEW-Analyse. In der Autoindustrie und anderen Wirtschaftszweigen standen im Frühjahr wochenlang Fabriken still.
Anteil an Ökostrom bei Verbrauch und Erzeugung
Da gleichzeitig Windräder und Solaranlagen besonders viel Strom erzeugten, hätten die erneuerbaren Energien mit 50,2 Prozent erstmals mehr als die Hälfte des Bruttostromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Das entspreche einem Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anteil der Erneuerbaren an der Bruttostromerzeugung, die auch die exportierten Strommengen umfasst, betrug laut BDEW im ersten Halbjahr 2020 rund 48,7 Prozent.
Deutlich weniger Kohlestrom
Aus Kohle wurde nach den Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des BDEW deutlich weniger Strom erzeugt als im ersten Halbjahr 2019. Bei der Braunkohle betrug der Rückgang mehr als ein Drittel, bei der Steinkohle sogar über 40 Prozent. Insgesamt wurden mit Kohle noch 19 Prozent des Stroms in Deutschland produziert.
Die BDEW-Berechnungen decken sich mit anderen bereits veröffentlichten Analysen. So hatte das Umweltbundesamt am Mittwoch mitgeteilt, dass der Ökostrom-Anteil in Deutschland im ersten Halbjahr 2020 erstmals auf rund 50 Prozent geklettert sei.
Die im Erdinneren gelagerte Braunkohle entstand vor 10-65 Millionen Jahren im Tertiär-Zeitalter vor allem durch die Karbonisierung von Bäumen und Pflanzen, die nach Abdeckung durch andere Erd- und Gesteinschichten durch Luftabschluss und Druck ausgelöst wurde.
Erneuerbare Energien stammen aus nachhaltigen Quellen, die sich durch den natürlichen Kreislauf von selbst erneuern. Sie werden auch als regenerative oder als alternative Energien bezeichnet.
Die Kilowattstunde (kWh) ist die Einheit, mit der die durch elektrischen Strom verrichtete Arbeit und die zur Verfügung gestellte Energiemenge gemessen wird.
Energieversorger bieten zunehmend Ökostrom als Alternative zu herkömmlich erzeugtem Strom an