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EEG-Reform: Altmaier will Bürger an Windanlagen beteiligen
Mit der EEG-Reform soll der Ausbau der erneuerbaren Energien wieder Fahrt aufnehmen. Vor allem der Ausbau der Windenergie kommt kaum noch voran. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat seine Pläne vorgestellt und trifft damit auf gemischte Reaktionen.

Der zuletzt stockende Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne soll wieder beschleunigt werden - Reformpläne von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) stoßen aber auf gemischte Reaktionen. Von Umweltverbänden kam am Dienstag überwiegend Kritik zu einem Entwurf für eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Wirtschaftsverbände sehen gute Ansätze, aber zugleich Nachbesserungsbedarf.
Altmaier will Mengenziele für den Windkraft-Ausbau einführen
Die EEG-Reform soll zum 1. Januar 2021 in Kraft treten. Der Ausbau der Windkraft stockt. Haupthindernisse sind lange Genehmigungsverfahren, fehlende Flächen sowie Proteste und Klagen von Anwohnern und Naturschützern.
Damit der Ausbau wieder Fahrt aufnimmt, sieht der Entwurf Altmaiers höhere Mengenziele vor. So soll bis 2030 in Deutschland bei der Windkraft an Land eine Leistung von 71 Gigawatt installiert sein. Ende 2019 lag die installierte Leistung bei rund 54 Gigawatt. Nach Branchenangaben kamen im ersten Halbjahr 2020 nur 591 Megawatt Leistung neu hinzu.
Bürger sollen künftig an Windrädern beteiligt werden
Damit mehr Windräder auch an weniger ertragreichen Standorten vor allem im Süden gebaut werden, soll es eine "Südquote" geben. Auch bei der Solarenergie soll die neu installierte Leistung steigen. Altmaier will außerdem Bürger sowie Standortkommunen künftig finanziell an neuen Windenergieanlagen beteiligen. Die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien müssten begrenzt bleiben, heißt es im Entwurf. Die Förderung kostet jedes Jahr Milliarden.
Neue Ziele zum Strommix 2028
Im Jahr 2035 sollen erneuerbare Energien 65 Prozent des deutschen Stromverbrauchs bereitstellen. Um das Ziel zu erreichen, sollen nun Ausbaumengen bis 2028 festgelegt werden. 2019 lag der Anteil bei rund 40 Prozent, er ist aber in diesem Jahr weiter gestiegen.
Altmaier sagte der "taz" (Mittwoch), er sei überzeugt, dass das Ziel von 65 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen schon vor 2030 erreicht werden könne. Der schnellere Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch im Interesse der Wirtschaft.
Was sagt die Energiebranche zur geplanten EEG-Reform?
Die Energiebranche sieht bei Altmaiers Plänen Licht und Schatten. Die Hauptgeschäftsführerin des Energieverbandes BDEW, Kerstin Andreae, sagte, es sei richtig, Gemeinden an den Einnahmen von Windparks zu beteiligen. Positiv seien geplante Regelungen zu EEG-Altanlagen. Für die ersten Anlagen läuft Ende des Jahres die EEG-Förderung nach 20 Jahren aus. Bei der Solarenergie allerdings sei es versäumt worden, für den "notwendigen Push" zu sorgen, sagte Andreae. "Das gilt gerade auch für das große Potenzial, das für die Sonnenenergie auf bislang ungenutzten Dachflächen liegt."
Der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, sagte, die Branche warte nun auf Erleichterungen in den Genehmigungsverfahren und einen zügigen Neuanlauf der Flächenbereitstellung in den Ländern. Das geplante Mengenziel der Windkraft an Land im Jahr 2030 werde aber nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf zu decken. Es drohe weiter eine "Ökostromlücke".
Der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbandes VKU, Ingbert Liebing, sagte, der Entwurf bilde eine solide Basis für die EEG-Novelle. Es seien vor allem Maßnahmen nötig, um die Akzeptanz des Ausbau zu steigern. Wichtig sei, dass es jetzt zu einer zügigen gesetzlichen Umsetzung komme, so dass die Maßnahmen des neuen EEG schnell greifen.
Umweltschützer: Entwurf ist zu schwach
In Deutschland wird bis Ende 2022 das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet, bis spätestens 2038 soll die klimaschädliche Kohleverstromung beendet werden. Ohne einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien drohen aus Sicht von Klimaschützern Klimaziele verfehlt zu werden.
Umweltverbände kritisierten die Pläne Altmaiers. Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger sagte, der große Wurf sei es nicht. So werde der stärkere Ausbau der Photovoltaik nicht in Gang kommen. Greenpeace-Klimaexperte Andree Böhling sagte, der Entwurf sei deutlich zu schwach, um den Ausbau von Wind und Sonne in Deutschland wieder auf Kurs zu bringen.
Ein Atomkraftwerk ist der Ort, in dem Kernenergie aufgrund induzierter Kernspaltung dazu genutzt wird, elektrischen Strom zu erzeugen. Dies kann auf unterschiedlichen Wegen passieren, da es einige unterschiedliche Typen von Atomkraftwerken gibt.
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
Das Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), soll die Abnahme und die Vergütung von Strom, der aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wurde, durch die Versorgungsunternehmen und die Netzbetreiber regeln.
Erneuerbare Energien stammen aus nachhaltigen Quellen, die sich durch den natürlichen Kreislauf von selbst erneuern. Sie werden auch als regenerative oder als alternative Energien bezeichnet.
Energieversorger bieten zunehmend Ökostrom als Alternative zu herkömmlich erzeugtem Strom an
Photovoltaik: Stromerzeugung mit Hilfe der Sonne
Der Begriff Photovoltaik beschreibt den Vorgang, bei dem mit der Hilfe von Sonnenstrahlen Energie produziert wird. Photovoltaikanlagen werden sowohl von Privatmenschen auf dem eigenen Dach als auch von großen Stromanbietern genutzt.
Solarenergie: Strom aus der Kraft der Sonne
Solarenergie wird durch die Sonnenstrahlung auf die Erde übertragen, wo man sie sammelt und für die Erzeugung von Strom und Wärme nutzt. Der Vorteil der Solarenergie liegt darin, dass sie als erneuerbare Energie quasi unerschöpflich ist.
Windenergie: Eine Energieressource der Zukunft
Diskussionen über die Windenergie, deren Nutzen und Potenzial, werden bisweilen hitzig geführt; kaum eine andere erneuerbare Energiequelle bewegt so die Gemüter.