- Energie-Nachrichten
- Wiederverwertet
Daimler verwandelt E-Auto-Batterien in riesigen Stromspeicher
Auch Daimler hat mit dem eher schleppenden Geschäft mit den Elektroautos zu kämpfen und versucht mit einem eher ungewöhnlichen Projekt, den Ersatzbatterien der alten E-Smarts eine neue Funktion zukommen zu lassen.

Hannover/Stuttgart - Der Autohersteller Daimler reagiert mit einem ungewöhnlichen Stromspeicherprojekt auf die fehlende Erfahrung bei der jungen Elektromobilität. Die Schwaben bauen aus künftigen Ersatzbatterien für ihre Smart-Elektrofahrzeuge einen riesigen Speicher. Dafür verknüpfen Daimler und die Stadtwerke Hannover 3.000 nagelneue Batteriemodule für den bereits ausgelaufenen E-Smart zu einem Riesenspeicher. Damit entsteht ein aktives Teilelager für die Ersatzbatterien, die ansonsten nur Kosten verursachen würden.
"Diese 3.000 Module verdienen Geld als Ersatzteillager", sagte Daimler-Manager Harald Kröger am Montag in Hannover. Das Projekt ist nach Darstellung der zwei Partner eine Weltpremiere. Bisher nutzt der Autobauer in ähnlicher Weise nur gebrauchte Batterien aus E-Autos.
Daimler-Manager: Lager ist für Batterien ein Jungbrunnen
Die Ersatzbatterien sollen in dem Großspeicher in Hannover nicht leistungsärmer werden - vielmehr halte sie der dortige Einsatz über Jahre frisch. "Das hat keine Auswirkungen auf den Alterungsprozess, sondern wirkt im Gegenteil wie ein Jungbrunnen", sagte Kröger. Ohne den Einsatz drohe den Batterien nämlich mit der Zeit eine sogenannte Tiefenentladung, die einen Totalschaden zur Folge haben kann.
Projekt soll Schwankungen im Stromnetz ausgleichen
Daimler und die Stadtwerke Hannover (Enercity) investieren je rund sechs Millionen Euro in das Projekt, das 2017 Strom einspeisen und damit Schwankungen im Netz ausbügeln soll. Die zwei Partner teilen sich die Gewinne aus dem Stromverkauf. Für wann die Gewinnschwelle erwartet werde, wollten die Partner nicht sagen. Laut Enercity kann der Speicher theoretisch ganz Hannover zwei Minuten lang versorgen.
E-Autos sind noch immer ein Verlustgeschäft
Daimler geht mit dem Projekt mehrere Probleme gleichzeitig an. Die Elektromobilität ist branchenweit noch ein Verlustgeschäft, da die Stückzahlen nicht hoch genug liegen. Daimler hat vom E-Smart seit dem Jahr 2012 bis zum Auslaufen der Produktion Mitte 2015 insgesamt nur zwischen 10.000 und 20.000 Stück verkauft - bei einem Jahresabsatz aller Smarts von rund 100.000 Fahrzeugen (2015: 119.398 Wagen). Genauere Angaben will Daimler nicht machen.
Der Dax-Konzern schafft mit dem Speicher in Hannover ein mögliches Zusatzgeschäft für die teure E-Mobilität und erfüllt gleichzeitig das eigene Versprechen, Ersatzteile 15 Jahre ab dem Autokauf vorzuhalten.
Keine Erfahrungswerte zur Lebensdauer
Zum Preis einer Ersatzbatterie konnte Manager Kröger keine Angaben machen. Zudem fehlten Erfahrungswerte zur Lebensdauer der Module. Der bisherige E-Smart-Betrieb habe gezeigt, dass die Batterien sehr lange halten. Bisher habe noch kein privater Nutzer Ersatz gebraucht, weil die Ursprungsbatterie Leistungsabfälle zeigte oder gar kaputt ging.
Der Gebrauch im Großspeicher als aktives Ersatzteillager verbessert zudem die Öko-Bilanz der Module, da sie damit nicht nur im Auto zum Einsatz kommen. Speicher wie das Daimler/Enercity-Projekt sind Teil der Energiewende, bei der Wind- und Solarkraft das Problem haben, nur unvorhersehbar ins Netz einzuspeisen. Dezentrale Speicher sind da eine denkbare Lösung. Enercity zufolge arbeitet der Großspeicher fast ohne einen Wirkungsverlust.
Eine Batterie ist ein aufgrund seiner Abmessungen meist transportabler Energiespeicher, der nicht wieder aufgeladen werden kann. Die Energieerzeugung in einer Batterie beruht auf einem elektrochemischen Umwandlungsprozess, der Elektrolyse.
Solarenergie: Strom aus der Kraft der Sonne
Solarenergie wird durch die Sonnenstrahlung auf die Erde übertragen, wo man sie sammelt und für die Erzeugung von Strom und Wärme nutzt. Der Vorteil der Solarenergie liegt darin, dass sie als erneuerbare Energie quasi unerschöpflich ist.